November 2019 / 3
Fauler Tag. Letztlich nur durch die Stadt gelaufen bis ins Barri Gòtic, dem „gotischen Viertel“ das uns 2015 auch gut gefallen hatte.
Ein ‚altbackenes‘ Café verführt uns durch die Schaufensterauslage auf Kaffee und Kuchen :
Am Abend zieht es uns dann doch noch mal vor die Türe, und ich entdecke mein Faible für die ‚Eingänge‘ der teils mehr als prächtigen Häuser
Gleich um die Ecke beim ‚Monument Hotel‘ bin ich verwirrt und inspiriert ob der Speisekarte des Sternerestaurantes Oria:
„Sagen Sie uns was Sie zahlen wollen, und wir stellen ein Menu für Sie zusammen“ 🙂
Für den 14. haben wir endlich Tickets zur Besichtigung des Casa Batllo, an dem wir inzwischen X mal vorbei gelaufen sind und uns eigentlich immer zu viele Menschenmassen davor davon abgehalten hatten.
Auf dem kurzen Weg dorhin geraten wir in einen Regenfall und müssen schnellstens Schutz suchen.
Casa Batlló wurde im Stil des Modernisme gebaut. Dieser Baustil gilt als das katalanische Gegenstück zum Jugendstil in Deutschland. Die Kulturbewegung des Modernisme zog sich durch ganz Europa. Bis dahin war Architektur eher industriell und rein funktionell. Hier baute ein Architekt nicht einfach nur ein Haus, sondern designte auch das Innenleben, angefangen bei Treppen und Wänden über Lampen bis hin zu Möbeln.
Die farbenreiche Fassade gibt die Legende des Heiligen Georg wieder, des Schutzpatrons Kataloniens (hier Sant Jordi genannt): Das Dach stellt die Schuppen des Drachens dar, gegen den der Heilige Georg kämpft, das Kreuz auf dem Dach ist seine Lanze. Die schmiedeeisernen Balkone stehen für Totenköpfe und die Galerie im ersten Stock für das Maul des Drachens.
Auf grund dressen wurde es auch Drachenhaus oder aber Knochenhaus genannt, weil viele Säuen und Elemente tatsächlich an Knochen erinnern.
Vieles erinnert an Sklette/Knochen von Dinosaurieren, oder im phantastischen Sinne Gaudis an Drachen, sogar die Wände scheinen schuppige Drachenhaut zu sein.
Beim ausgehändigten Video Guide ist ‚Deutsch‘ bereits eingestellt und man erhält neben Informationen zu jeden Raum auch eine Animation wie das Haus früher aussah, als es noch vollständig bewohnt war und welche Aufgabe viele der Installationen hatten und noch haben. Man merkt schnell, hier wurde nichts dem Zufall überlassen.
Über die Haupttreppe gelangt man auf die ‚Bel étage‘ bzw. hier: ‚Piano Nobile‘.
Die lange Galerie des Hauptsalons lässt einen Ausblick auf den Passeig de Gràcia zu. Die in Holzrahmen eingelassenen Bleiglasfenster der Galerie lassen sich mittels Gegengewichte öffnen und schließen. Ferner sind sie keine normalen Fenster, da keine Längspfosten eingezogen sind. Somit lässt sich die Galerie des Hauptsalons komplett öffnen.
Eine tolle visuelle Tour gibt es hier: https://www.casabatllo.es/de/virtuelle-tour/
Die rückseitige Terrasse bietet einen Blick auf eine fast nüchterne Fassade mit typischen Gaudi-elementen.
Man gelangt durch kahle Flure
in den innenliegenden Lichthof, der mit einer Glaskonstruktion überdacht ist und naben einer Treppe auch bereits einen Aufzug beherbergt. Gaudi spielt wieder mit natürlichem Licht: im dunkleren Erdgeschoss sind die Fenster größer und die Fliesen der Wände in weißen und hellen Blautönen gehalten. Je höher man aufsteigt, desto kleiner werden die Fenster und dunkler die blauen Fliesen.
Gleichzeitig dient der Lichthof auch der Belüftung der Wohnungen und des Gebäudes.
Unterhalb des Daches angekommen, befindet man sich förmlich im inneren des Drachens, hier sind auch die Waschräume und Bäder untergebracht.
Und nun steht man auf der Terrasse und lässt nebem dem Blick über Barcelona die Phantasie schweifen.
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